Mit dem Traktor über die Fun Mountain Trails!
08.06.2022

Account & Sales Manager Patrick Pusterhofer und Kooperationspartner Christoph Matzke, Inhaber von Erdbau Matzke, im Interview mit dem "Mountain Manager": Über die Erweiterung der Fun Mountain-Aktivitäten auf den Bereich Mountainbike-Trailbau und - Instandhaltung und die Fun Mountain Trails.

Zusammen mit Inhaber Christoph Matzke, der aktuell auch Österreichs einziger Mountainbike-Gerichtssachverständiger ist, will man bei der Schaffung und Betreuung von Mountainbike-Projekten neue Wege gehen und Arbeitsweisen optimieren. Wir haben mit Patrick Pusterhofer – dem Bike-Beauftragten von Young Mountain – und Christoph Matzke über die „Fun Mountain Trails“ gesprochen.

Young Mountain war bisher vor allem für Highlights im Wintersport bekannt – etwa für die Entwicklung von Funslopes. Was ist das konkrete Ziel mit „Fun Mountain Trails“?
Pusterhofer:  Vereinfacht gesagt: Wir wollen den Mountainbike-Trailbau und die Instandhaltung auf das nächste Level bringen. Das klingt zunächst etwas anmaßend, aber gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Erdbau Matzke, der Personalpower der Shape Academy und aufbauend auf 20 Jahren praktischer Erfahrung im touristischen Projektmanagement, haben wir die konkreten Werkzeuge, das auch wirklich zu schaffen.


In Bezug auf aktuelle Mountainbike-Projekte: Was wird aus Ihrer Sicht als besonders problematisch erlebt?
Pusterhofer: Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich es als sehr positiv empfinde, wie sich Mountainbike-Angebote im Alpenraum in den letzten Jahren entwickelt haben. Ich bin ja selbst ein begeisterter Radler und Bikepark-Nutzer!

Aktuell sorgt es bei Mountainbikern wohl vor allem für Frust, wenn mit fortschreitender Saisondauer die Streckenqualität vielerorts stark abnimmt und Bremswellen und Schlaglöcher den Fahrspaß massiv reduzieren. Wenn ich also Mountainbike Angebote mit dem Status Quo im Wintersport vergleiche, wo wir es gewohnt sind, vom ersten bis zum letzten Betriebstag ein Angebot auf höchstmöglichem Level zu gewährleisten, dann gibt es definitiv noch Luft nach oben.


Wie wollen Sie solche Frusterlebnisse mit Fun Mountain Trails verhindern?
Pusterhofer: Durch vielversprechende neue technische Herangehensweisen einerseits und starke Kompetenz in Sachen Manpower bzw. Optimierung von Arbeitsabläufen andererseits. Für ersteres stehen Christoph und Erdbau Matzke, zweiteres machen wir seit knapp 20 Jahren konsequent im Wintertourismus. Auch dort haben wir die Arbeitsweisen und Abläufe radikal an die tatsächlichen Anforderungen angepasst und waren vor allem deshalb erfolgreicher als unsere Konkurrenz. Gemeinsam können wir für sämtliche Anforderungen rund um Planung, Bau und Instandhaltung vollumfängliche Lösungen anbieten.

ym matzke logo

Herr Matzke, Sie sind promovierter Bauingenieur und Österreichs erster und bisher
einziger Mountainbike-Gerichtssachverständiger. Wo sehen Sie konkretes technisches Optimierungspotenzial in der Trail-Pflege?

Matzke: Mit Mountainbike-Trailbau beschäftige ich mich bereits seit den Anfängen des Sports. Mit meinem Background aus der Baubranche erscheinen mir aber viele Methoden, die immer noch im Streckenbau angewandt werden, als technischer Rückschritt. Teilweise ist es für mich grundsätzlich nicht nachvollziehbar, warum bis heute viele etablierte und erprobte Techniken aus dem Bau nicht auch im Trailbau verstärkt Anwendung finden. Lösungen für Probleme, die eine weltweit agierende Branche längst gefunden hat, werden von der „Trailbau-Subkultur“ neu „entwickelt“ – und das nicht unbedingt besser oder gar effizienter. Ein Beispiel: Der Untergrund eines Mountainbike-Flowtrails ist praktisch der gleiche wie bei einer Forststraße. Die Wartung von Forststraßen erfolgt aber großteils maschinell und sehr effizient, wohingegen in Flowtrails vielfach noch hauptsächlich händisch gearbeitet wird.

Wie könnte Handarbeit durch maschinelle Pflege abgelöst werden?
Matzke: Wir haben lange an einem echten „TrailTraktor“ getüftelt und setzen diesen inzwischen sehr erfolgreich ein. Die Grundlage dieses Gefährts ist ein Weinberg-Traktor, also ursprünglich gedacht für den Einsatz auf steilen und engen Weinbergen. Erweitert haben wir diesen dann mit einer Steinfräse, um Erdmaterial entsprechend auflockern zu können. 

Ein Trail-Traktor? Wie funktioniert die Technik genau?
Matzke: Das große Plus des Weinberg-Traktors ist die Spurbreite von nur 1,3 Metern. Diese Spurbreite entspricht exakt der
Mindestbreite eines blauen Mountainbike  Trails laut ÖNORM. Ob der Trail jetzt tatsächlich diese Breite hat oder ob die Fahrbahnbreite auch über eine Bankette erreicht wird, ist für den Einsatz des Traktors in der Praxis egal. Im ersten Schritt lockert und zerkleinert die Steinfräse den Untergrund. Gleich in diesem ersten Arbeitsschritt liegt der größte Effizienzgewinn, weil er aktuell im laufenden Betrieb vor allem händisch gemacht wird. Der so aufgelockerte Boden wird danach planiert und am Schluss verdichtet. Das Ergebnis von Traktor und Fräse ist deutlich besser bzw. haltbarer als jenes, welches per Hand erzielt wird. Außerdem muss im Gegensatz zur konventionellen Instandhaltung kein Erdmaterial zugebracht werden, weil direkt die durch den Traktor bzw. die Fräse aufgelockerte Erde verwendet werden kann.


Wie viel schneller als eine Gruppe von Arbeitern ist der Traktor ganz konkret?
Matzke: Das kommt natürlich stark auf den Untergrund und auf diverse andere Einflussfaktoren an. Beim Einsatz des Traktors
arbeiten wir in der Regel zu fünft und schaffen so bei der Trailsanierung ca. 250 Laufmeter pro Tag. Dieselbe Manpower ohne Traktor würde unter den gleichen Rahmenbedingungen ca. 50 Laufmeter schaffen.
Pusterhofer: Hier möchte ich kurz einhaken! Denn die erzielte Effizienzsteigerung hat noch eine ganze Reihe anderer positiver Projekt-Effekte: Mit dem Traktor kann in sehr kurzer Zeit eine umfangreiche Trail-Sanierung durchgeführt werden. So wird es möglich, die Sanierungen auf mehrere Tage aufzuteilen und jeweils erst nach Betriebsende durchzuführen. Ohne Einschränkungen für den Bike-Betrieb! Dadurch werden umfangreiche Sanierungen während der laufenden Bike-Saison möglich, was wiederum die Grundvoraussetzung für gleichbleibend hohe Streckenqualität über die gesamte Saison hinweg ist.

ym bike bau planung

Ohne Handarbeit und geschultes Personal geht es also absehbar auch bei Fun Mountain Trails nicht. Sie haben Personalkompetenz als weitere große Stärke ihrer Kooperation genannt: Wo sehen Sie hier Optimierungspotential bzw. Bedarf?
Pusterhofer: Die Shape Academy ist der größte existierende Personalpool für Menschen, die im touristischen Fun- und Actionbereich arbeiten wollen. Sie bietet Karrierechancen, die ein gesamtes Berufsleben ausfüllen können! Und auch wenn wir bis vor einem Jahr fast ausschließlich Winter-Jobs anzubieten hatten, sind doch viele Mitglieder der Shape Academy begeisterte Mountainbiker und arbeiten in der Sommersaison schon jetzt vielfach in Mountainbike-Projekten. So kommt es, dass die Shape Academy bereits heute auf die größte Anzahl von potenziellen Mitarbeitern für Bike-Projekte zugreifen kann.

Das bedingt aber noch keine neuen und flexiblen Arbeitsweisen…
Pusterhofer: Richtig! Aber wir sind überzeugt davon, dass es diesbezüglich noch zu großen Veränderungen in der Branche kommen wird und sehen uns bestens dafür gerüstet. Einerseits gibt es in einem Bikepark je nach Saisonphase sehr unterschiedlichen Bedarf an Manpower. Für die Trail-Sanierung vor Saisonstart braucht man beispielsweise vielfach deutlich mehr Mitarbeiter als für den laufenden Betrieb. Hier kann die Shape Academy mit flexiblen Einsatzmodellen aushelfen und die gewünschte Anzahl an Mitarbeitern für genau jene Phasen organisieren - während im laufenden Betrieb dann wieder reduziert wird. Andererseits sind wir der Meinung, dass Betreuungsmodelle auch generell flexibler werden müssen und alles versucht werden muss, um Wartungsarbeiten möglichst ausschließlich außerhalb der Betriebszeiten durchführen zu können.


Was sind die nächsten wichtigen Schritte für Fun Mountain Trails?
Matzke: Ich leite eine Forschungsarbeit an der Uni Innsbruck zum Thema „Entstehung von Bremswellen“, welche zurzeit in die Zielgerade geht. Es wird enorm spannend, die gewonnenen Erkenntnisse Schritt für Schritt in die praktische Umsetzung einzuführen! Auch sind wir mit den Vorbereitungen für den Bau des Crankworx Slopestyle Kurses in
Innsbruck gerade ziemlich beschäftigt…
Pusterhofer: Wir sind für interessante Projekte im Gespräch und das Arbeitsprogramm für die kommende Saison nimmt gerade konkret Gestalt an. Aber natürlich freut es uns, wenn wir mit neuen Regionen und potenziellen Partnern ins Gespräch kommen und unsere Ansätze im Detail präsentieren dürfen. Also: Rufen Sie uns an! (lacht) 

Vielen Dank für das Gespräch!
Pusterhofer: Wir danken! Und freuen uns auf eine großartige Mountainbike-Saison!

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Die Wintersaison ist in vollem Gange – Pistengeräte und Beschneiungsanlagen sind im Dauerbetrieb und die ersten Gäste genießen bereits die präparierten Pisten in den Destinationen. Der Start in die Saison läuft hier oft wie „von selbst“: Ein Rad greift sozusagen ins andere, jeder Handgriff sitzt und jede/r weiß, was zu tun ist. Der Sommer wiederum galt für viele Destinationen bis vor wenigen Jahren noch als Lückenfüller. Vor allem in den letzten Jahren hat sich das stark gewandelt - gerade der Mountainbike-Boom hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Wie es Destinationen gelingen kann, im Mountainbike-Segment gleich erfolgreich zu sein wie im Winter? Ganz einfach: Indem sie auf die gleichen Stärken vertrauen.